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Brandschutz vor 1872

Feuer und Wasser ermöglichten dem Menschen, seßhaft zu werden und im rauhen Klima zu überleben. Naturgemäß wurden die fruchtbaren Ebenen zuerst besiedelt. Die abgelegenen Täler wurden erst im Zuge der zweiten Besiedlungsperiode (400 – 800 n Chr.) als Lebensraum genutzt. Erste Erwähnung von „Rastendorf“ sprechen von je einem Oberhof und Unterhof im Jahre 1433.
Auf einer Ortsskizze im Staatsarchiv Weimar besteht der Oberhof aus einer „alten Mühle“ und 3 Häusern, sowie 7 weiteren Gebäuden. Die Gebäude liegen links und rechts des Suhlbaches.
Auf der Karte von C.Winter (1770) sind schon beide Höfe zwischen der heutigen Wildecker Straße Nr. 11 bis 23 dargestellt. Auf der Katasterkarte von 1832/1872 (Katasteramt Rotenburg) sind nur unwesentliche Änderungen gegenüber 1770 .
Der Bach lief bis 1872 unmittelbar östlich hinter den Gebäuden. Im Brandfall konnte man mit Eimern schnell Wasser herbeischaffen. Als Löschgeräte standen Leitern, Haken, Eimer und Feuerpatschen zur Verfügung. Gelagert waren diese Geräte am Gemeindebackhaus. Die Ergänzung der Geräte erfolgte dadurch, daß ein junger Mann bei seiner Heirat, je nach Vermögensstand, „einen Eimer aus Leder von einem Rind oder eine Feuerpatsche aus Leder 1 Elle im Quadrat“ als Kopulationssteuer beschaffen mußte.
Im Jahre 1841 hatte das ganze Dorf 21 Männer, 19 Frauen , 17 Söhne und 17 Töchter.
Jede Hand mußte deshalb in der Not zupacken. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, daß keine verheerenden Brände bekannt sind.
Wie waren damals die Häuser gebaut? In einem Spottvers heißt es: “Die Häuser sind mit Stroh gedeckt, darunter haben die Mäus` geheckt.“
Dies dürfte jedoch nicht mehr für die letzten 300 Jahre gelten, aber die handgefertigten Ziegeln wurden mit Strohboschen abgedichtet und boten dadurch eine enorme Brandgefahr bei Funkenflug. In der Katastervorbeschreibung von 1772 beschreibt der Rectifikator den Zustand des Dorfes: „Die Häuser allhier (sind) von geringer Gattung und schlechter Bauart , auch dieselbigen meist aneinandergebaut …die Hofraiden von engem Raum ….“ Das heißt, wenn ein Brand ausbrach, waren die Nachbargebäude aufs Höchste gefährdet.

Betrachten wir uns mal ein Haus aus der damaligen Zeit:
Die Grundmauern waren aus mehr oder weniger behauenen Bruchsteinen. Wände und Dachstuhl wurden vom Zimmermann aus Holz hergestellt. Wer das nötige Geld hatte, nahm für die Außenwände Eichenholz,aber das war knapp. Als Ersatz wurden Kiefern genommen. Um die größtmögliche Haltbarkeit zu erreichen, nahm man die Stämme der Harzkiefern. Die Rinde dieser Bäume wurde 15 Jahre vor dem Einschlag v-förmig eingeritzt und der ausfließende Saft ( Harz) mit kleinen Töpfen aufgefangen. Natürlich wehrte sich der Baum und das Holz verkiente. Kienholz brennt, wie jeder weiß, sehr leicht.
In die Gefache wurden mit ca. 5 cm starken Hölzern, sogenannte Fitzgerten, kreuzweise verflochten und dann mit einem Gemisch aus Stroh und Lehm ausgefüllt.
Wenn es heute noch heißt: „Bis auf die Grundmauern abgebrannt,“ so konnte man dies damals tatsächlich von diesem zusammengetragenen Haufen aus Stroh und Holz sagen.
Auf den Hausböden lagerte zudem die Frucht. In den Häusern wurde oft noch am offenen Feuer gekocht und die Flammen schlugen in den , aus Lehmsteinen gemauerten, Kamin. Gutes Brennholz war knapp – im Durchschnitt konnte der Einzelne 3 Klafter (ca. 10 rm) Brennholz kaufen. Deshalb wurde im Sommer mit Reisigholz gekocht. Ein Funke genügte, um die neben dem Herd liegenden Reisigwellen zu entzünden. Hinzu kam, daß im Winter auf der Tenne von frühmorgens an die Frucht mit dem Flegel gedroschen wurde. Leicht entflammbares Material war also immer reichlich vorhanden.

Die „Obrigkeit“ kannte die Gefahren durch Feuer und versuchte, mit Geboten und Gesetzen diese zu beseitigen z.B. war es verboten, Backöfen in oder an Gebäuden zu betreiben. Die Gemeindebackhäuser standen immer außerhalb der Gehöfte, auch die Brauhäuser unterlagen der gleichen Bestimmung.

Aber es entstanden noch genug Brandgefahren durch die damals übliche Wirtschaftsweise. Eine besonders drastische Order des Fürsten zu Waldeck zeigt dies besonders an: