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Wer einmal mit solch einer Handdruckspritze bei einem Einsatz gearbeitet hat weiß, welch Schwerstarbeit dies ist. Mindestens 8 Mann müssen die Pumpe bedienen und nach etwa 10 bis 15 Minuten abgelöst werden. Dazu 2 Mann am Strahlrohr und der Wehrführer mit Hornist. Das ergibt schon 19 Mann. Erinnern wir uns: 1841 hatte Raßdorf 71 Einwohner mit Greisen und Kindern. Die 21 Männer mußten ohne Frage „freiwillig“ mitmachen. Jeden konnte das Unglück eines Brandes treffen.
Am 1. März 1890 meldete der damalige Bürgermeister Heinrich Bachmann dem Herrn Landrat in Rotenburg den Beitritt von 1 Wehrführer und 14 Feuerwehrmännern zum Feuerwehrverband für den Regierungsbezirk Kassel an.

Schwierig war sicher auch das Erlernen der Technik. Die noch heute erhaltene Feuerspritze hat eine Zweikolbenpumpe in gegenläufigem Takt, d.h. der eine Kolben saugt das Wasser hoch, während der andere Kolben mit Druck das Wasser in einen „Windkessel“ drückt. Die Luft im oberen Kesselteil verdichtet sich und schwächt die Druckstöße ab. Dadurch trat das Wasser mit ziemlich gleichem Druck in die Schläuche.

Viele Jahre hat unsere Feuerspritze ihren Dienst getan (der letzte Löscheinsatz war beim Brand der alten Eiche an den Beller`schen Teichen), aber der technische Fortschritt bleibt nicht stehen. Ursprünglich gab es nur Schläuche aus Jute und Hanf. Das Wasser quellte das Gewebe auf und dadurch wurden sie dicht. Jeder Hersteller produzierte nach seiner eigenen Art. Die Schlauchweiten waren nicht genormt und die Kupplungen, eine Art Schraubgewinde, gab es in den verschiedensten Ausführungen. Das Mutterstück mußte in Richtung Pumpe , und das Schraubstück zum Brandherd hin verlegt werden. Die einzelnen Wehren besaßen in den meisten Fällen nur Schlauchmaterial für die größte Entfernung von der Wasserentnahmestelle zur evtl. möglichen Brandstelle.

Der schwäbische Erfinder Storz entwickelte 1882 eine Knaggen-Kupplung. Nach vielem Ärger wurde ihm erst 1886 das Patent erteilt, sowie die Normung in Gang gesetzt. Ursprünglich waren 6 Schlauchweiten vorgesehen, übrig blieben die heute gebräuchlichen A-, B-, C- und D-Kupplungen. Sowohl die Industrie als auch die Wehren (Gemeinden) sträubten sich gegen diese Vereinheitlichung aus Kostengründen , um nicht das gesamte Schlauchmaterial gegen das genormte austauschen zu müssen. Ab 1920 besaß dann jede Wehr ein Übergangsstück (NKS), um die neuen Schläuche mit Storzkupplungen, und die alten Schläuche mit Schraubkupplungen zu verbinden.
Auf Betreiben des Reichsluftschutzbundes (RLB) wurde mit Reichsverordnung vom 11.09.1936 , mit endgültigem Termin zum 1.01.1938, die Umstellung bzw. Neuanschaffung der Schläuche und Hydranten mit Storzkupplung der Größe B und C für alle Löscheinrichtungen zwingend vorgeschrieben.

Eine andere Entwicklung war die der Motorspritzen. Statt der verschiedenen mechanisch bzw. handbetriebenen Kolbenpumpe
wurden hier Kreiselpumpen verwendet. Diese erzeugen beliebig hohe Drücke, können aber ohne eine entsprechende Vorrichtung nicht ansaugen. Es führt zu weit , die verschiedensten Apparaturen und Hilfsmittel zu beschreiben, aber auch hier gab es viele Entwicklungsstufen bis heute. Die Motoren waren am Anfang, bei der TS 8, Zweitaktmotoren mit Wasserkühlung im Nebenstrom. Erst nachdem die TS 8 mit dem VW-Industriemotor ausgerüstet war, fiel die lästige Arbeit des Kühlwassers weg.
Im Winter mußte dieses in den ungeheizten Spritzenhäusern abgelassen, und vor jedem Einsatz wieder aufgefüllt werden. Daran sieht man, daß ohne gründliche Ausbildung und ständiges Üben zur Beherrschung aller Handgriffe, auch bei Dunkelheit, das Material selbst wertlos ist.

Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei der Alarmierung der Wehr zu verfolgen. Städte und größere Dörfer hatten schon immer eine sogenannte Sturm- oder Feuerglocke. Raßdorf hatte weder Kirche noch Glocke. Der Hornist mit Trompete lief durch das Dorf und alarmierte die Feuerwehr. Aber auch die Befehle „Wasser marsch“ oder Wasser halt“ wurden durch das Trompetensignal gegeben. Viele Jahre hat dies der Gastwirt und Brandmeister, Heinrich Bartholomäus, übernommen. Nach 1945 war kein Hornist für diesen Posten zu finden. Eine Art Schalmei wurde nun zur Alarmierung genommen. Im Zuge des Aufbaues des Zivilschutzes in den 60er Jahren wurde auf der Schule eine Sirene installiert. Nach dem Verkauf des Gebäudes verlangte der neue Eigentümer die Entfernung . Ein Stahlmast in der Dorfmitte wurde errichtet und trägt jetzt die Sirene. Mit dieser Lösung kann gleichermaßen durch Hand, oder durch Funk der Leitstelle Bad Hersfeld , die Alarmierung der Wehr erfolgen. Zur Übermittlung von Befehlen beim Einsatz stehen Funksprechgeräte zur Verfügung. Atemschutzgeräte und Spezialkleidung ermöglichen den Einsatz in Feuer Rauch und Gasen; doch sollte dies alles nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Feuerwehrmann sein Leben für seine Mitmenschen selbstlos, ohne persönlichen Nutzen, einsetzt. Diese Entwicklung konnten die Männer von 1872 bei der Gründung unserer Feuerwehr nicht ahnen, aber es galt damals wie heute : Freiwillig dem Nächsten zu helfen, und sei es unter Einsatz der eigenen Gesundheit.