Chronik
Die schwerste Geburt: Von der Thekenmannschaft zum Ligafußball – für jeden „richtigen“ Sportverein das Ziel. Allerdings in der heutigen Zeit, in der sich immer mehr Vereine auflösen, beziehungsweise Spielgemeinschaften bilden müssen, eher die Ausnahme. Noch dazu in einem Ort ohne Fußballtradition, einem Ort ohne Sportplatz und einem Ort mit nur knapp 230 Einwohnern…
Als wir den Verein 1992 gründeten, dachte noch keiner an solch eine gewagte Aktion – Freizeitfußball war Kult und nichts anderes war gewollt.
Aber das änderte sich mit der Zeit… Es muss um 1996 gewesen sein, als sich Bodo Bartholomäus und Michael Tann erstmals Gedanken über eine Teilnahme am Ligaspielbetrieb machten. Nach kurzer Überlegung kam man aber zum Entschluss, das dieses Wagnis eine Nummer zu groß für unseren Freizeitverein ist; neben der äußerst schwachen finanziellen Situation fehlte es neben dem Umfeld auch an Mut. So kickten wir weiter eifrig im Freizeitfußballbereich. Irgendwann, es war Ende 2000 änderte sich bei einigen Spielern der Grundgedanke. Warum sollte man den ganzen Tag wegen 40 Minuten Freizeitfußball im Rahmen eines Kleinfeldturnieres opfern. Dann doch lieber einmal 90 Minuten auf Großfeld! Tja, aber gegen wen. Großfeldgegner im Freizeitbereich sind rar gesät.
Nachdem unsere Frauen im geregelten Spielbetrieb positive Erfahrungen gemacht haben, hörten wir uns bei den Stammspielern unserer Freizeitmannschaft um, was sie von einem eventuellen Ligastart halten würden – das Echo war im Allgemeinen recht positiv und die Resonanz gut. Das machte uns Mut.
Michael Tann, Jörg Feiler und Wolfgang Adam versuchten nun die Rahmenbedingungen abzuklopfen. Zu erst einmal musste geklärt werden, wieviel Spieler überhaupt Interesse an diesem Abenteuer haben und bereit wären für Raßdorf Pflichtspiele zu bestreiten. Also wurde eine Spielersitzung einberufen, am 06.04.2001 fand diese Sitzung dann im Vereinshaus Raßdorf statt. 19 Spieler nahmen an dieser Versammlung teil und man beschloss folgende Voraussetzungen: Mindestens 25 Spieler müssen sich zum Ligafußball bereit erklären, die finanzielle Seite muss abgesichert werden und Freizeitfußball darf nicht aufgegeben werden. Mit diesem Ergebnis trugen wir unser Konzept dem Gesamtvorstand vor, der uns nach einiger Überzeugungsarbeit freie Hand zur Erfüllung der Voraussetzungen gab. Nun ging es an die eigentliche Arbeit, man rechnete mit einem Jahresetat von ca. 2.000 DM. Da alle Spieler freiwillig die Unkosten zur Erteilung der Spielberechtigung übernahmen und man einige Sponsoren finden konnte, war das finanzielle Risiko gedeckt. 27 Spieler erklärten sich schließlich bereit an dem Abenteuer „Liga“ teilzunehmen – wobei hier „etwas“ getrickst wurde. Wolfgang Adam übernahm den Trainerposten und so wurde am 13.06.2001 die Raßdorfer Bevölkerung zur Gründung der Liga-Fußballabteilung eingeladen. Vor 20 interessierten Personen (darunter Ortsvorsteher Karl Bartholomäus) wurde das Konzept erläutert, die Mannschaft vorgestellt und Jörg Feiler und Peter Langer zu den Abteilungsleitern „Ligafußball Herren“ gewählt.
Nun war es also beschlossene Sache – die Sport- und Freizeitfreunde Raßdorf e.V. nehmen ab der Spielzeit 2001/2002 in der Kreisliga B, Gruppe 4, am Ligaspielbetrieb des HFV teil. Die Skepsis in der Bevölkerung und der Nachbarvereine war groß – aber verständlich. Die Vorbereitung verlief dann auch ziemlich holprig, Höhen und Tiefen wechselten sich ab – der Motor stotterte dann kurz vorm Ligastart gewaltig, kostete dem Vorstand und Spielern einige Nerven, ging aber nicht aus! Und so stand folgende Elf am ersten Spieltag im Wildecker Derby gegen die SG Richelsdorf/Süß II auf dem Platz:
Ligamannschaft 12.08.2001: Sören Pfeffer (Tor), Peter Langer, Marco Stechmesser, Ingo Apel, Jörg Feiler, Heiko Schade, Thomas Breuer, Jan Möller, Wolfgang Adam, Michael Adam, Karsten Hessing – Jochen Bebendorf, Markus Breuer, Marcel Mötzing. |
Das Spiel ging zwar mit 0:6 verloren, was aber zu erwarten war. Mittlerweile ist die SG Richelsdorf/Süß Geschichte – aufgegangen in der Riesenspielgemeinschaft Wildeck – uns gibt es immer noch! Doch zurück zum Ligastart. Einige unserer Mannen hatten wohl den Unterschied vom Freizeitfußball zum Ligafußball unterschätzt und ließen uns im Laufe der Serie im Stich (was zu erwarten war), aber der Stamm gab nie auf und schleißlich hatten wir auch das Glück des Tüchtigen! Mehrere Spieler (u.a. Reiner „Blacky“ Schwarz und Sven „Jakobs“ Jakobus) schlossen sich uns noch während der Hinserie an und so blieben wir zwar etwas schlingernd aber doch auf Kurs.
Auch die 0:15 Hinrichtung am 21.10.2001 in Asmushausen konnte uns nicht umwerfen, sondern festigte die Kameradschaft untereinander. Seit diesem Tag gilt Reiner Schwarz`s bedeutungsvoller Satz „nur die Ratten verlassen das sinkende Schiff“ als Motto. Und so konnten dann auch die ersten Siege befeiert werden.
Raßdorf wird zwar in der ersten Ligasaison nur Vorletzter – das ist aber für einen so kleinen Ort ein Riesenerfolg. Mittlerweile werden wir nicht mehr belächelt, sondern haben uns einigen Respekt erarbeitet. Denn bei uns steht noch die Kameradschaft und der Zusammenhalt im Vordergrund – nicht das Geld und das wird hoffentlich auch so bleiben! Und 2006/07 gab es doch tatsächlich die Raßdorfer Reserve mit dem Motto „Lieber SuFF II als Wildeck I“ – aber das ist wieder eine andere Geschichte…
10 Jahre Ligafußball – 2010/11
Und nun ist sie vorüber – die Jubiläumssaison 2010/11! 10 Jahre Ligafußball haben nun auch die Herren auf dem Buckel. Um diese „Jubiläums-Spielzeit“ auch spektakulär zu beenden, gaben sich am letzten Spieltag noch einige Altstars die Ehre und zogen nocheinmal das SuFF-Trikot über. In diesem letzten Spiel kamen ausnahmsweise – in Absprache mit Gegner und Schiedsrichter – 17 Spieler zum Einsatz!
Und 2013/14 war es dann endlich soweit: die SuFF-Männer erspielen sich souverän die Meisterschaft in der C-Klasse und teigen in die B-Klasse auf. Dies ist in erster Linie der verdienst von Trainer und SuFF-Urgestein Peter Langer. Mit den Neuzugängen Nico Langer und Tobias Brill konnte man sich in der Winterpause entscheidend verstärken um die Meisterschaft dingfest zu machen. Es folgten zwei sehr ordentliche Jahre mit Trainer Langer in der B-Klasse, ehe die gute Zusammenarbeit mit Raßdorfs Urgestein Peter Langer zum Ende der Spielzeit 2015/2016 endete.
Da nach über 15 Jahren Fußball in Raßdorf die eigene Spielerdecke der Ortsansässigen immer kleiner wird, gehen die Freizeitfreunde zur Spielzeit 16/17 freiwillig in die C-Klasse – behalten somit den Nimbus nie abgestiegen zu sein – um die so nicht für möglich gehaltene, über 15 Jahre andauernde Fußballgeschichte in einem kleinen Ort mit knapp 200 Einwohnern auch über die Jubiläumserie 2017 fortzuführen.
Mit Trainer Ralf Wirtz landeten die Freizeitfreunde dann einen Volltreffer. Der motivierte Trainer führte seine Mannschaft am Meister in der Spielzeit 18/19 zurück in die B-Klasse. In den Corona-Spielzeiten zeigten die Raßdorfer phasenweise sehenswerten Fußball und belegten gar zeitweise den Spitzenplatz.
Gebeutelt durch die sog. „Corona-Krise“ schwächelt der Zusammenhalt, man geht freiwillig in die C-Klasse zurück. Kurz vor dem Rückrundenstart wird Trainer Wirtz freigestellt und die letzten Spiele von Interimstrainer Ricardo Landsrath betreut. Die Mannschaft reisst sich nochmal zusammen und erreicht die Vizemeisterschaft.
Damit endet auch die Geschichte der Herren-Liga-Elf nach 21 Spieljahren am 28.05.2022.
Allen Weggefährten nochmal herzlichen Dank!
ENDE