1941/42 – „KleinRaßBos“
Wie man schon hin und wieder von alten Raßdorfern gehört hatte, gab es doch tatsächlich in den Jahren 1941/42 eine recht gut organisierte Fußballmannschaft aus den Orten Kleinensee, Raßdorf und Bosserode. Diese Mannschaft bestand aus 14-18jährigen Burschen aus den genannten drei Dörfern – eine verschworene Gemeinschaft welche etliche Spiele gegen umliegende Ortschaften bestritten. Die Mannschaft wurde „KleinRaßBos, Club Edelweiß“ genannt. Die Konsequenz aus den Herkunftsorten der beteiligten Spieler. Der Beiname „Edelweiß“ bezog sich sicherlich auf den Sportverein „Edelweiß“ aus Bosserode.
Zu dieser Zeit lag der Fußballspielbetrieb der unteren Spielklassen auf Grund des zweiten Weltkrieges nahezu brach. Nur noch wenige Sportvereine hatten genügend junge Männer, welche noch nicht zum Wehrdienst eingezogen waren. Jugendfußball gab es in der Regel damals auf dem Lande nur bei wenigen Vereinen.
Aus diesen Gründen musste die fußballbegeisterte Jugend andere Wege gehen. Martin Pforr aus Kleinensee und Georg Köhler aus Bosserode waren solche Enthusiasten. Sie sammelten weitere Jugendliche, teils aus der Hitler-Jugend, teils aus der Schule, um sich und organisierten Freundschaftsspiele gegen Jugendliche aus anderen Ortschaften. Diese Spiele wurden zum Beispiel auf den längeren Zugfahrten zur Berufsschule unterwegs nach Vacha über Gerstungen abgesprochen. Damals galt noch das gesprochene Wort. Zum Wochenende ging es dann per Rad in die entsprechenden Nachbarorte oder die Gastmannschaften reisten ebenso per Rad an. Heimspielort war der alte Sportplatz in Kleinensee. Dieser befand sich zwischen Großensee und Kleinensee und ist heute nicht mehr zu erkennen.
Gespielt wurde zum Beispiel in und gegen Herda, Bad Salzungen oder Dippach. Trikots besorgten sich die Jugendlichen selbst, die Farben waren „weiß/schwarz“: weißes Hemd, schwarzer Kragen sowie schwarze Hosen. Interessant zum Beispiel die Geschichte nach einem Freundschaftsspiel in Herda. Da sich „KleinRaßBos“ hier erneut einen klaren Sieg erspielte, rächten sich die Gastgeber mit einer unsportlichen Geste. Sämtlichen Fahrrädern wurden die Räder zerstochen, so dass sich die elf Freunde zu Fuß Richtung Heimat aufmachen mussten.
In ausführlichen Gesprächen mit dem ehemaligen Mannschaftsführer Martin Pforr sowie Georg Brod aus Bosserode konnten noch folgende Mitspieler ausgemacht werden:
- Hans Brill (Tor, Kleinensee)
- Georg Köhler (Zweiter Mannschaftsführer, Bosserode)
- Wilhelm Banz (linker Läufer, Raßdorf)
- Fritz Tann (Sturm, Raßdorf)
- Heinrich Kerst (Torjäger, Kleinensee)
- Martin Pforr (Verteidiger, Mannschaftsführer, Kleinensee)
- Heinrich Krapf (Kleinensee)
- Karl Vogt (Mittelstürmer, Kleinensee)
- Georg Brod (Bosserode)
- Fritz Thiel (Bosserode)
- Heinrich Oswald (Kleinensee)
- Johannes „Hans“ Möller (genannt „Schmunz“, Bosserode)
- Karl Wagner (genannt „Welle“, Bosserode)
- Karl Rimbach (Gerstungen)
- Heinrich Rimbach (Gerstungen)
Insgesamt ein/zwei Jahre spielten die Jungs zusammen, dann wurden die meisten Mitspieler zum vormilitärischen Dienst eingezogen und so endete diese erfolgreiche „Fußballgeschichte“ der jungen Burschen. Drei Spieler aus diesem Mannschaftskreis mussten im Laufe des zweiten Weltkrieges ihr Leben lassen: Heinrich Oswald (1942/43 in Stalingrad), sowie die Geschwister Karl und Heinrich Rimbach aus Gerstungen.
Nach dem Krieg waren viele der oben genannten Personen wieder entscheidend am Aufbau der Fußballvereine in Kleinensee und Bosserode beteiligt. Hier seien insbesondere Martin Pforr (SV Kleinensee) und Georg Köhler (TSV Bosserode) genannt. Unsere beiden Raßdorfer Recken Wilhelm Banz und Fritz Tann schnürten noch einige Jahre für den SV „Solidarität“ Kleinensee, bzw. TSV Bosserode die Schuhe.
An dieser Stelle einen Dank an Martin Pforr, Heinrich Kerst und Georg Brod, welche sich nach über 70 Jahren noch sehr gut an diese spannende Zeit erinnern konnten, sowie gerne und bereitwillig Auskunft darüber gaben.