Fußballspielen ohne Sportplatz

Verfasst am 11. Oktober 2005, von in Verein.

SuFF Raßdorf:
Fußballspielen ohne Sportplatz
Es gibt sie noch, die kleinen Orte in Hessen, in denen sich neue Fußballmannschaften bilden. Der Wildecker Ortsteil Raßdorf ist der Beweis dafür. Dieser Ort an der hessisch-thüringischen Grenze mit seinen 50 Häusern und 200 Einwohnern hat mittlerweile vier Fußballmannschaften – aber keinen Sportplatz.

Schon lange bevor Mitte der 80er-Jahre ein Bolzplatz angelegt wurde, jagten fußballbegeisterte Bürger dem „runden Leder” nach. Mit der Grenzöffnung erwachte das Fußballfieber vollends. „Wilde” Spiele in Thüringen erweckten bei Bodo Bartholomäus, Jochen Bebendorf, Michael Tann und Joachim Schad den Ehrgeiz, einen Fußballverein zu gründen. 16 Raßdorfer waren es, die sich am 8. Februar 1992 den Sport- und Freizeit-freunden Raßdorf anschlossen. Michael Tann übernahm als Achtzehnjähriger den Vorsitz, den er noch heute inne hat.
1993 trat der Club dem Hessischen Fußball-Verband bei. Bereits 1995 zählte der junge Verein 100 Mitglieder. Zunächst beschränkte sich das Spielen nur auf Freizeitturniere. Vier Kreismeistertitel von 1995 bis 2000 mit der jeweiligen Teilnahme an den Hessenmeisterschaften in Grünberg sorgten dafür, dass der Verein immer mehr Zulauf hatte. Die Bemühungen der Verantwortlichen, auch die Jugend nicht außer acht zu lassen, zeigt sich darin, dass mit Jan Möller sowie Florian und Michael Adam wichtige Leistungsträger in der heutigen Liga-Elf stehen.
In der Saison 2001/2002 – zum zehnjährigen Bestehen- nahmen die Raßdorfer den Spielbetrieb in der Kreisliga B Rotenburg auf. Die Vorsitzenden Tann und Wolfgang Adam scharten um die „Recken” Jörg Feiler, Siegbert Pforr und Peter Langer ein junges Team, welches das Abenteuer Punktspielbetrieb trotz fehlender Spielstätte in Angriff nahm. Dank des 5V Kleinensee, FC Dankmarshausen und TSV Bosserode konnte ein regelmäßiger Spielbetrieb gewährleistet werden.
1999 folgte eine Frauenfußballabteilung. Spielte das Team mit einer Sondergenehmigung des HFV zunächst in Thüringen, so ist es jetzt in der Bezirksliga Fulda aktiv. Yvonne Peter als Betreuerin, Adam und Tann als Trainer schafften es innerhalb kürzester Zeit, dass die Sport- und Freizeitfreunde zwei Mädchenmannschaften zum Spielbetrieb anmelden konnten. In der U 16 und U 12 stehen mit Selina Pforr und Denise Klimpel zwei Spielerinnen, die 2004 mit der Fulda-er Bezirksauswahl Hessenmeister wurden. Über 30 Mädchen haben bei den Wildeckern Spaß am Fußball gefunden.
Sorge bereitet den Verantwortlichen die fehlende Spielstätte. Die Gemeinde Wildeck stellte den Fußballern den alten Sportplatz in Richelsdorf zur Verfügung. In Eigenleistung bringen sie ihn zur Zeit mit Unterstützung der Gemeinde in einen spielfähigen Zustand. Duschen und sanitäre Anlagen können in der Mehrzweckhalle genutzt wer-den. Man macht kein Hehl daraus, dass man über die Lösung in Raßdorf nicht glücklich ist. Trotz der kleinen Unannehmlichkeiten hält SuFF Raßdorf aber am Ligabetrieb fest. Mit Stolz verweist der Vorstand darauf, dass bisher noch nie ein Spiel abgesagt werden musste.
Um den vielfältigen Interessen des mittlerweile auf über 300 Mitglieder angewachsenen Vereins Rechnung zu tragen, gründeten sich die Abteilungen Dart, Volkswandern und Sauna. Neben einer Alt-Herren-Mannschaft, die seit vier Jahren existiert, sind auch die Freizeitfußballer noch aktiv. Zudem stellt der Club fünf aktive Schiedsrichter. Neben dem alljährlichen Sportfest, richtet er zur Kirmes immer ein Fußballturnier aus.
Der rührige Verein zeigt in einer Zeit, in der es immer mehr Spielgemeinschaften gibt, dass es auch umgekehrt funktioniert. Kameradschaft und Spaß am Fußballspielen genießen hier oberste Priorität. Der Traum von sportlichen Erfolgen im Ligaspielbetrieb kann weitergehen.
Thomas Becker

Bericht aus „Hessen-Fussball 10/2005“

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